Die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) in der St. Barbara-Klinik Hamm

Was ist eine Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie)? Was wird untersucht? Wie ist der Ablauf und was muss ich beachten? Hier erhalten Sie alle Infos, die Sie zur Vor- und Nachbereitung benötigen:

Inhalt

  • Was ist eine Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie)?
  • Wann wird eine Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) durchgeführt?
  • Welche Erkrankungen können durch die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) entdeckt oder behandelt werden?
  • Vorbereitung auf die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie)
  • Ablauf einer Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) – stationär oder ambulant?
  • Kontakt & Termin vereinbaren

Was ist eine Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie)?

Die meldepflichtige Infektionskrankheit Tuberkulose, auch kurz als TB oder Tbc bezeichnet, wird ausgelöst durch Tuberkulosebakterien. Es handelt sich hierbei um Mykobakterien, also besondere Bakterien mit einer Stäbchenform und einer besonders widerstandsfähigen Hülle. Die Übertragung erfolgt über eine Tröpfcheninfektion (aerogene Übertragung) von Mensch zu Mensch, also über die Atmung. Eine gesunde Immunabwehr ist meist in der Lage, den Erreger einzudämmen, wenn Sie sich infiziert haben. In rund 90 % der Fälle einer Infektion entsteht keine Erkrankung an einer Tuberkulose, sondern eine sog. latente Tuberkuloseinfektion. Oft wird die Infektion nicht einmal von den Betroffenen bemerkt oder diagnostiziert. Entsteht jedoch eine Erkrankung und wird sie nicht behandelt, kann die Tuberkulose tödlich sein, vor allem bei einem ausgeprägten Verlauf.

Führt die Infektion zu einer Erkrankung, können tuberkulöse Entzündungsherde entstehen. Da die Bakterien eingeatmet werden, bilden sich die Herde in den meisten Fällen in der Lunge aus (Lungentuberkulose), und können sich über das Blut verteilen. Häufig ist ein Lymphknotenbefall, es können aber generell alle Organe betroffen sein.

Eine Tuberkulose besteht aus mehreren Stadien. Rund sechs Wochen nach der ersten Infektion entsteht, ausgelöst durch den Erreger, die Primärtuberkulose. Die Tuberkuloseerreger machen sich auf den Weg in die Lunge. Hier beginnt der Kampf der Makrophagen, also der körpereigenen „Fresszellen“, gegen die Tuberkuloseerreger. In vielen Fällen wird die Tuberkuloseinfektion hier schon durch den eigenen Körper erst einmal abgewehrt.

Die Tuberkelbakterien sind allerdings besonders widerstandsfähig. Oft schafft es der Körper nicht, die Erreger direkt zu bekämpfen, sondern es kommt über spezialisierte Abwehrzellen zu einer „Kapselbildung“ (Granulom), durch die die Mykobakterien inaktiviert, also stillgelegt werden. 

Gerade im Fall einer Schwächung des Immunsystems oder im Alter kann es passieren, dass die wenige, noch lebenden, aber nicht aktiven Bakterien wieder reaktiviert werden. Jetzt kommt es zu einer sog. postprimären Tuberkulose. Auch hierbei handelt es sich in 80 % der Fälle um eine Lungentuberkulose und damit um einen Fall für die Pneumologie. Die Gefahr einer Reaktivierung ist innerhalb von 24 Monaten nach der Erstinfektion besonders hoch. Wichtig zu wissen ist, dass es sich hier nicht um eine Neuerkrankung handelt, sondern um einen Rückfall.

Wenn sich die Tuberkulose in der Lunge ausbreitet, können die Erregerherde durch die Abwehr des Körpers eine flüssige Form an und eine Höhle (Kaverne) bilden. Diese ist mit Flüssigkeit gefüllt und kann durch Husten zu einem Auswurf der Bakterien führen. Damit ist die Erkrankung ansteckend.

Die Symptome der TB sind vergleichbar mit anderen chronischen Infekten, können aber auch Tumorerkrankungen ähneln. Typisch sind Nachtschweiß und Müdigkeit sowie Fieber und ein unerklärbarer Gewichtsverlust. Oft liegen keine Beschwerden vor. Daher wird eine Erstinfektion häufig nicht direkt erkannt. Auch eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) kann auftreten. Eine Ausbreitung der Bakterien über den Blutweg (hämatogene Streuung) im Körper kann auf eine Miliartuberkulose hindeuten. In dem Fall haben die Bakterien Entzündungsherde in verschiedenen Organen entwickelt. Das Krankheitsbild ist also sehr vielseitig.

Eine erhöhte Gefahr besteht bei Erkrankten, die eine Immunschwäche haben oder durch andere Erkrankungen oder eine Drogenabhängigkeit geschwächt sind. Auch bei anderweitig geschwächten Personen, wie alten Menschen oder Kindern, kann die Tuberkulose unbehandelt oder unzureichend therapiert einen schweren Verlauf nehmen oder zum Tod führen.

Wann wird eine Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie) durchgeführt?

Vor der Behandlung der Erkrankung muss die Diagnose erfolgen. Die unspezifischen Symptome machen es oft schwer, eine schnelle Diagnose zu stellen.

Es gibt verschiedene Untersuchungen, die zum Einsatz kommen. Der Tuberkulin-Hauttest als ein immunologisches Testverfahren wurde früher als Standard durchgeführt, um einen bakteriellen Befall oder einen Kontakt mit Tuberkulosebakterien feststellen zu können. Nachweisbar ist dies mit dem Tuberkulin-Hauttest jedoch erst sechs Wochen nach der Erstinfektion. Der Tuberkulin-Hauttest kann keine Aussage darüber machen, ob die TB aktiv, ruhend („abgekapselt“) oder vollständig ausgeheilt ist.

Das immunologische Testverfahren IGRA (interferon gamma release assay) ist ebenfalls ein Teil der Diagnostik. Es funktioniert wie ein „Tuberkulintest im Reaganzglas“, mit ähnlichen Einschränkungen wie oben genannt, und kann nur den Kontakt mit TB-Bakterien nachweisen, aber nicht die Aktivität oder Schwere der Krankheit.

Der direkte Nachweis von Tuberkelbaktieren kann über eine Färbung und Mikroskopie (Säurefeste-Stäbe-Färbung) und die Anlage einer Bakterienkultur erfolgen. Seit etlichen Jahren ist auch die PCR (polymerase chain reaction), die man heute aus der Corona-Testung kennt, Standardmethode in der TB-Diagnostik.

Mit der Röntgenaufnahme als bildgebendes Verfahren lassen sich Herde oder Kavernen in der Lunge erkennen. Genauer ist die Computertomografie, mit der man auch andere Organe auf das Vorliegen einer TB untersuchen kann.

Bei der Tuberkulose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die inzwischen gut behandel- und heilbar ist. Weltweit führt die Erkrankung auch ohne den Einsatz von Medikamenten bei einem Drittel der Betroffenen zu einer kompletten Ausheilung. Bei einem weiteren Drittel erfolgt keine Ausheilung, sondern es kommt es zu einer chronischen Tuberkulose. Bei einem Drittel führt die Erkrankung zum Tod. In Deutschland sind die Erfolge wesentlich besser. Hier lässt sich die TB in 9 von 10 Fällen heilen.

Diagnostik und Tuberkulosebehandlung orientieren sich normalerweise an der aktuellen Leitlinie.

Bei der antimykobakteriellen Therapie gegen die TB-Bakterie kommen Antibiotika (Antituberkulotika) zum Einsatz. Die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) basiert auf einer Mehrfachbehandlung, die in aller Regel zu einem Ausheilen der Erkrankung führt.

Wichtig zu wissen ist: Es handelt sich bei der TB um eine meldepflichtige Erkrankung, zu der auch Berichte zur Epidemiologie veröffentlicht werden. Nach der Meldung der TB an das zuständige Gesundheitsamt führt dies Umgebungsuntersuchungen an den Menschen aus dem Umfeld des Kranken durch.

Eine Impfung gegen Tuberkulose gibt es, diese wird allerdings seit 1998 in Deutschland nicht mehr empfohlen, denn die TB ist hierzulande sehr selten geworden. Geimpfte Personen haben innerhalb der ersten 10 – 15 Jahre nach Impfung eine Schutzeffektivität von bis zu 80 %.

Welche Erkrankungen können durch die Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie) entdeckt oder behandelt werden?

Die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) dient der Behandlung der Tuberkulose. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bakterien in der Lage sind, schnell Resistenzen gegen einzelne Medikamente zu entwickeln. Damit es dazu nicht kommt, erfolgt eine Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) normalerweise mit vier Antituberkulotika. Normalerweise kommt die folgende Kombination zum Einsatz:

  • Isoniazid (INH)
  • Rifampicin (RMP)
  • Ethambutol (EMB)
  • Pyrazinamid (PZA)

Eine weitere Therapiemöglichkeit sind andere Medikamente; früher auch das Streptomycin (SM), das intramuskulär oder intravenöse verabreicht werden musste.

Vorbereitung auf die Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie)

Vor der Tuberkulosebehandlung erfolgt die Diagnostik. Etwa 80 % der Patienten leiden unter einer pulmonalen Tuberkulose. Für die Diagnostik kommt daher in erster Linie ein Röntgenbild der Lunge zum Einsatz. Wenn dieses keine klaren Ergebnisse liefert, kann auch ein CT gemacht werden.

Zudem ist eine bakteriologische Untersuchung angeraten. Über eine Lungenspiegelung oder eine Untersuchung des Auswurfs beim Husten (Sputum) können die Bakterien nachgewiesen werden.

Wir informieren Sie ausführlich über die antimykobakterielle Therapie einschließlich der unerwünschten Wirkungen (Nebenwirkungen), Erfolgsaussichten und Risiken.

 

Ablauf einer Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie) – stationär oder ambulant?

Die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) wird meist stationär begonnen und dann normalerweise ambulant durchgeführt, wenn Sie dazu körperlich in der Lage sind.

Wir erstellen den Therapieplan für Sie und legen fest, welche Medikamente zum Einsatz kommen. Die Behandlung wird normalerweise über einen Zeitraum von zwei Monaten mit der Kombination aus den vier oben genannten Medikamenten durchgeführt. Anschließend erhalten Sie eine Kombination aus den zwei Medikamenten Isoniazid und Rifampicin. Diese Behandlungsdauer läuft über einen Zeitraum von mindestens vier Monaten. Dabei wird immer wieder geprüft, ob sich ein Behandlungserfolg einstellt.

Damit liegt die Therapiedauer der Tuberkulosetherapie bei insgesamt mindestens sechs Monaten. Nach diesem Zeitraum führen wir ein Abschlussuntersuchungen durch und prüfen, ob die Erkrankung ausgeheilt ist.

Wegen der Ansteckungsgefahr ist oft eine Absonderung (Isolation) von anderen Menschen nötig. Das entscheidet das zuständige Gesundheitsamt. In einem solchen Fall behandeln wir die TB meistens stationär. Wir haben dafür in der St. Barbara-Klinik eine besondere Krankenstation, um andere Patienten nicht zu gefährden und die Behandlung Ihrer Tuberkulose optimal durchführen zu können.

Die Tuberkulosebehandlung (antimykobakterielle Therapie) in Form der Standardtherapie kann Nebenwirkungen haben. Darüber klären wir Sie auf. In einigen Fällen ist es möglich, dass sich das Blutbild verändert oder die Leberfunktion beeinträchtigt wird. Auch eine Unverträglichkeit gegen die Wirkstoffe der Standardmedikamente kann gelegentlich auftreten. Wenden Sie sich direkt an uns, wenn sich Nebenwirkungen zeigen.

Es kann passieren, dass Sie unter einer multiresistenten Tuberkulose leiden. Besteht der Verdacht, wird eine Resistenztestung durchgeführt. Wird eine Resistenzbildung nachgewiesen, muss eine medikamentöse Umstellung erfolgen. Hier greift die übliche Therapie nicht. Wir setzen dann andere Medikamente ein, die man früher auch Reservemedikamente nannte, wie u. a. Linezolid.

Kontakt & Termin vereinbaren

Sie haben Fragen speziell zu Ihrer Erkrankung oder zur Tuberkulosebehandlung (Antimykobakterielle Therapie)? Unsere Spezialisten stehen Ihnen gern zur Verfügung. Vereinbaren Sie am besten gleich hier einen Termin mit unserem Fachärzteteam.