Freitag, 14.11.2025

Zukunft der Krebsversorgung: Vernetzung und Spezialisierung im Fokus

Fachlicher Austausch beim ersten „Forum Onkologie“ der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen

Austausch unter Experten: Beim 1. Netzwerktreffen des Forums Onkologie der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen sprachen (v. l.) Dr. Oliver Christ, Dr. med. Andreas Hilbig-Cordes, Dr. Anja Lackner, Dr. med. Dr. rer. nat. Heinz Dürk, Dr. Georg Lenz, Prof. Dr. Matthias Stelljes und Peter Potysch über die Zukunft der Versorgung von Krebspatienten. (Bild: St. Barbara-Klinik Hamm GmbH)

„Krebserkrankungen – Erkennen, Verstehen, Gemeinsam Handeln“: Unter diesem Leitsatz steht der onkologische Fachbereich der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen. Die Versorgung von Krebspatienten in Hamm und Umgebung befindet sich aktuell im Wandel – sowohl hinsichtlich der Versorgungsorte als auch der Behandlungsformen. Um diesen Wandel zu diskutieren, lud Dr. med. Andreas Hilbig-Cordes, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV (Hämatologie und Onkologie), kürzlich zum „Forum Onkologie – 1. Netzwerktreffen“ ins Kurhaus Bad Hamm ein.

Im Mittelpunkt stand das Thema „Sektorübergreifende Versorgung", das nach einhelliger Meinung der Teilnehmenden die Zukunft der Onkologie prägen wird. „Krebserkrankungen nehmen zu, aber es gibt heute deutlich mehr Behandlungsmöglichkeiten", betonte Peter Potysch, Geschäftsführer der St. Barbara-Klinik, zum Auftakt. Neben Kliniken sind zunehmend auch spezialisierte Praxen und Hausärzte in die Versorgung eingebunden. „Um die Orientierung im komplexen System zu erleichtern, wollten wir alle Sektoren zusammenbringen", so Potysch weiter. Ein wichtiger Treiber für die verstärkte Zusammenarbeit ist die Krankenhausreform NRW, die seit dem 1. April gilt und eine stärkere Spezialisierung vorsieht. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das unter anderem: Autologe Stammzelltransplantationen werden künftig in Hamm ausschließlich an der St. Barbara-Klinik durchgeführt.

Dr. Anja Lackner von der Bezirksregierung Arnsberg erläuterte, dass die Spezialisierung der Kliniken gewollt ist, um die flächendeckende Versorgung – besonders im ländlichen Raum – zu sichern und die Qualität zu steigern. „Was oft gemacht wird, wird auch gut gemacht“, so Lackner. Sie rief dazu auf, gemeinsam Ideen und Konzepte zu entwickeln. „Wenn Sie Ideen haben, Konzepte erarbeiten und als Krankenhaus- und Fachgesellschaften und niedergelassene Ärzte zusammenarbeiten, haben Sie große Chancen, was zu erreichen“, sagte sie. „Vernetzen Sie sich – so, wie Sie es heute tun.“

Ein weiterer Schwerpunkt des Nachmittags war die Zukunft insbesondere der Behandlung von Patienten mit hämatologischen Erkrankungen. Prof. Dr. Matthias Stelljes (Uniklinik Münster) sprach über akute Leukämien sowie das Myelodysplastische Syndrom, Prof. Dr. Georg Lenz (Uniklinik Münster) über aggressive Lymphome, Dr. Oliver Christ (Hamm) über das follikuläre Lymphom, Dr. med. Dr. rer. nat. Heinz Dürk (St. Barbara-Klinik) sprach über das Multiple
Myelom und Dr. Hilbig-Cordes (St. Barbara-Klinik) über die chronische lymphatische Leukämie. Einigkeit herrschte darüber, dass die Onkologie vor einem Paradigmenwechsel steht: Neue Therapien mit weniger Nebenwirkungen, die größtenteils auch ambulant durchführbar sind, könnten die klassische Chemotherapie zunehmend ablösen.

So betonte Prof. Stelljes, dass heute nicht mehr „viel hilft viel" gilt und die Biologie der Erkrankung entscheidend für den Behandlungserfolg ist. Die aktuelle Devis: Die Fremdspenden-Transplantation möglichst früh durchführen und vorab möglichst auf die Chemotherapie verzichten oder lediglich eine reduzierte Form der Therapie im Vorfeld einsetzen. Auch der Einsatz sogenannter bispezifischer Antikörper – insbesondere bei aggressiven Lymphomen, aber auch bei anderen Krebsarten – eröffnet laut Prof. Dr. Lenz neue Möglichkeiten. „Diese bieten ein enormes Potenzial", so der Münsteraner, der derzeit diesbezüglich unter anderem die Clear-Studie für Patienten mit rezidivierten aggressiven Lymphomen mit deutschen und italienischen Zentren initiiert hat.

Der Bereich für den die Chemotherapie – vor allem im Hochdosisbereich – wohl noch länger eine tragende Rolle spielen wird, ist die Behandlung von Multiplen Myelomen – ein Schwerpunkt des onkologischen Fachbereichs der St. Barbara-Klinik. Das Grundproblem: „Die Diagnose erfolgt meist zu spät“, so Dr. med. Dr. rer. nat. Heinz Dürk. Das mache eine starke Behandlung im Hochdosisbereich aufgrund der fortgeschrittenen Erkrankung oftmals notwendig. Durch eine einfache Blutuntersuchung, einer sogenannten Serumelektrophorese, könnte man in vielen Fällen die Diagnose wesentlich früher stellen und die Erkrankung besser bekämpfen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Überlebenschance in Zentren mit hoher Fallzahl und Strukturqualität der Abteilungen erheblich besser ist als in kleinen Behandlungseinheiten, wie der Senior-Experte ausführte.

Die Zukunft der Krebsbehandlung bringt bedeutende Fortschritte für Patientinnen und Patienten. Auch die Abteilung der Hämatologie und Onkologie der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen entwickelt sich weiter: Derzeit stehen hier insgesamt 42 Betten zur Verfügung, davon elf Isolierbetten in der Transplantationseinheit mit eigener Luftfilterung für stark abwehrgeschwächte Patienten. Zudem gibt es aktuell auf der wieder eröffneten Palliativstation sechs Palliativbetten. Hier besteht das Ziel, diese Kapazitäten weiter auszubauen, wie Dr. Andreas Hilbig-Cordes ausführte. Er gab zudem einen Ausblick auf einen weiteren Meilenstein, an dem derzeit gearbeitet wird: „Wir wollen onkologisches Zentrum werden. Der Antrag läuft und es sieht gut aus."