Rund 20.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich am Pankreaskarzinom – Tendenz steigend. Damit gehört diese Krebsart hierzulande, aber auch in weiteren Industrieländern zu den am stärksten wachsenden. 2023 war Bauchspeicheldrüsenkrebs bereits die zweithäufigste Krebstodesursache – nur übertroffen vom Lungenkrebs. Weltweit liegt die altersstandardisierte Inzidenz der Neuerkrankungen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs bei etwa 4,8 pro 100.000 Personen. In Europa fallen die Zahlen deutlich höher aus.
Und auch an der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen sind die Zahlen steigend: Jährlich kommen etwa 30 neu erkrankte Patientinnen und Patienten in die Klinik. Doppelt so viele befinden sich in der medizinischen Betreuung.
Umso wichtiger, dass der Erkrankung entsprechende Beachtung geschenkt wird. Anlass bietet dazu der Weltpankreastag, der jährlich am 20. November stattfindet. Zur Aufklärung über Pankreaskarzinome möchte auch die St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen beitragen und rückt zentrale Fakten zum Bauchspeicheldrüsenkrebs in den Fokus: insbesondere die zunehmende Inzidenz, familiäre Häufung, Risikofaktoren und die Altersspitze der Erkrankung. Um auf diesen bedeutsamen Tag hinzuweisen und ein Zeichen zu setzen, wird die Klinik an diesem Tag zudem in der Farbe Lila angestrahlt.
Die wichtigsten Fragen rund um das Thema Bauchspeicheldrüsenkrebses beantwortet Dr. med. Ulrich Tappe, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II.
Warum nehmen die Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs in Deutschland und auch an der St. Barbara-Klinik zu?
„Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Zu den klassischen Risikofaktoren zählen Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Übergewicht, Typ-2-Diabetes, chronische Pankreatitis sowie eine fleischreiche und ballaststoffarme Ernährung. Auch der demographische Wandel spielt eine Rolle, denn die Erkrankung betrifft vor allem Menschen ab 70 Jahren. Insgesamt steigt das
Risiko deutlich ab dem 6. Lebensjahrzehnt und erreicht den Höhepunkt im 8. Lebensjahrzehnt.“
Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung beim Pankreaskarzinom?
„Etwa 3 Prozent aller Pankreaskarzinome beruhen auf einer genetischen Anfälligkeit. Das Risiko erhöht sich zwei- bis dreifach, wenn zwei oder mehr Verwandte ersten Grades betroffen sind. Bestimmte Genmutationen, wie BRCA oder Peutz-Jeghers, sind mit einem erhöhten Risiko verbunden. Familiäre Fälle werden anhand der Krankengeschichte diagnostiziert.“
Wie kann man Bauchspeicheldrüsenkrebs frühzeitig erkennen und wer sollte sich untersuchen lassen?
„Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen. Die Endosonographie ist dabei die sensitivste Methode, um kleine, nicht tastbare Läsionen in der Bauchspeicheldrüse zu entdecken. Die Vorsorge richtet sich vor allem an Menschen mit familiärem Risiko oder bestimmten Genmutationen. In der Allgemeinbevölkerung ohne Risikofaktoren wird von Routinemassenscreenings abgeraten. Bei Beschwerden wie ungeklärtem Gewichtsverlust oder Bauchschmerzen, besonders bei Menschen über 60, sollte jedoch eine gezielte Untersuchung erfolgen.“
Was unterscheidet die Endosonographie von anderen Untersuchungsmethoden?
„Die Endosonographie ist ein Ultraschall von innen, der eine sehr hohe Detailtiefe bietet. Im Gegensatz zur Computertomographie gibt es keine Strahlenbelastung, und im Vergleich zum MRT ist die Terminvergabe meist schneller. Zudem können während der Untersuchung direkt Gewebeproben entnommen werden.“



