Montag, 26.09.2022

Überlegene Ergebnisse des Westfälischen Adipositas-Zentrums im StuDoq-Register

Oft ärgern wir uns über die lästige Dokumentationsarbeit, die in einem von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zertifizierten Zentrum anfällt. Will man den Titel eines zertifizierten Zentrums führen, dann müssen alle Behandlungsfälle und alle Ergebnisse in eine zentrale Datei in Berlin eingegeben werden. So ist das auch in einem zertifizierten Adipositaszentrum. Über die Jahre der Nachbetreuung kostet die Dokumentation pro Fall einige Stunden Arbeitszeit. Die Zertifizierungsstelle überwacht dann die Behandlungen und Ergebnisse und gibt einem auch in einem Jahresbericht Rückmeldung, wo man denn mit seinen Ergebnissen im Vergleich zu allen anderen steht.

Dass diese Arbeit auch mal zu angenehmen Überraschungen führen kann, haben wir kürzlich feststellen dürfen. Bei der Durchsicht des Qualitätsreports des Jahres 2021 gab es in den Daten neben den Informationen über das zurückliegende Jahr auch eine Aufstellung des durchschnittlichen Ausgangsgewichtes und der durchschnittlichen Gewichtsverluste bis zur dritten postoperativen Jahreskontrolle. Dies wurde ausgedrückt als der durchschnittliche BMI der zu behandelnden oder operierten Patienten. Es wurde nicht zwischen Schlauchmägen und Magenbypass unterschieden, sondern alle Patienten wurden in einen Topf geworfen.

Trotz der großen Bemühungen um nachhaltigen und möglichst großen Gewichtsverlust erwartet man eigentlich bei diesen Daten keine dramatischen Unterschiede, denn schließlich versucht ja jedes Zentrum sein Bestes zu geben. Umso begeisterter waren wir, als wir die Details dieser Untersuchung betrachteten. Die Patienten des Westfälischen Adipositaszentrums haben bei der Erstvorstellung einen durchschnittlich um 0,7 Einheiten höheren BMI als Patienten in allen anderen Zentren Deutschands. 0,7 Einheiten sind zwar bei einem mittelgroßen Erwachsenen nicht mehr als allenfalls 3 kg, aber angesichts der analysierten drei- und vierstelligen Patientenzahlen kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass dieser Unterschied statistisch signifikant ist und nicht nur ein Zufall ist.

Bis zum OP-Termin ist dieser Unterschied aufgehoben, ein erstes Qualitätsmerkmal des Westfälischen Adipositaszentrums; denn dieser Effekt lässt sich nur mit einer besonders sorgfältigen und intensiven Vorbereitung der Patienten erklären. Das dies ein Vorteil für die Patienten ist, weiß man im Adipositaszentrum aus eigenen anderen Untersuchungen: Der präoperative Gewichtsverlust erhöht den Gesamtgewichtsverlust. Diejenigen Patienten, die präoperativ nicht abgenommen haben, können ihre erfolgreicheren Mitpatienten hinsichtlich des Gewichtsverlustes nicht mehr einholen.

Dennoch sieht auch ihre Erfolgsbilanz am Josef-Krankenhaus und zukünftig an der Barbara-Klinik hervorragend aus. Beim ersten Untersuchungszeitpunkt 3 Monate nach der Operation ist noch kein Unterschied zwischen den Hammer Patienten und denen anderer Zentren zu erkennen. Nach einem Jahr aber ist der Gewichtsverlust in aller Regel abgeschlossen und zu diesem Zeitpunkt beträgt der durchschnittliche Gewichtsverlust für die Patienten, die am Westfälischen Adipositaszentrum behandelt wurden, 4 BMI Einheiten mehr als der Durchschnitt der andernorts operierten Patienten. Dass dieser Unterschied nicht nur eine papierne Zahl ist, sondern für die Patienten einen realen Gewinn darstellt, wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die 4 BMI Einheiten für einen 1,7 m großen Patienten fast 12 kg bedeuten. Auf diese Weise kommt es zustande, dass die am Westfälischen Adipositazentrum behandelten Patienten am Ende der Therapie in den meisten Fällen eine ganze Gewichtskategorie niedriger liegen als die Vergleichspatienten, nämlich mit BMI 28 im mittleren Bereich des Übergewichts, während die Vergleichsgruppe mit einem BMI von 32 im mittleren Bereich der erstgradigen Adipositas endet.

Dieses Ergebnis ist keine Eintagsfliege, sondern stabil: Der Unterschied bleibt bis zum dritten Nachuntersuchungsjahr gleich, wenn auch in beiden Gruppen eine geringfügige erneute Zunahme festzustellen ist. Es bedeutet auch nicht, dass die Erfolge in anderen Zentren nicht genauso gut oder sogar noch größer sein können. Es zeigt aber, dass unsere Patienten besser von der Operation profitieren als der Durchschnitt aller anderen Patienten in Deutschland.

 

Durchschnittliche BMI-Werte der Patienten des Westfälischen Adipositaszentrums Hamm und aller anderen zertifizierten Adipositaszentren Deutschlands (n = 104) über dem BMI-Grenzwert des Normalgewichts (25) bei Erstvorstellung und bei Nachuntersuchungsterminen.

 

Spannend ist nun natürlich die Frage, woran dieser Unterschied wohl liegt. Wir haben die Operationsmethoden an vielen Stellen verfeinert mit dem Ziel sie sicherer und effektiver zu machen. Das gilt gleichermaßen für den Magenbypass wie für den Schlauch.

Wie, darauf gehe ich in meinen nächsten Beiträgen ein.

 

Quelle: Qualitätsreport StuDoQ/MBE2022