Mittwoch, 04.10.2006

Hammer Krankenhaus-Direktoren zu den Folgen der geplanten Gesundheitsreform

Die anstehende Gesundheitsreform 2007 sowie aktuelle Forderungen und Überlegungen zur Änderung des Krankenhaus-Gesetzes in Nordrhein-Westfalen könnten deutlich sichtbare Spuren auch in der Gesundheitswirtschaft der Stadt Hamm hinterlassen. Reformen und Änderungen sind nötig, darüber besteht kein Zweifel. Für die Krankenhäuser in der Stadt Hamm werden die jetzigen Gesetzesvorhaben der Bundes-und der NRW-Landesregierung nicht ohne Folgen bleiben.

(Foto: Agentur MediaKom Unna)

Deshalb haben sich Mitte September die Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Hamm, des St. Marien-Hospitals Hamm, der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen, des Malteser Krankenhauses St. Josef und der Klinik für Manuelle Therapie mit den lokal und regional tätigen Bundes-und Landtagsabgeordneten zu einem Hearing im EVK Hamm getroffen. 
Die bislang bekannten Eckpunkte zur Gesundheitsreform 2006 wurden kritisiert, da die vorgesehenen Kürzungen unverantwortlich und realitätsfremd sind, zumal es keine Budgetanpassungen für die ab dem 01.01.2006 in Kraft tretende Mehrwertsteuererhöhung und Tarifsteigerungen insbesondere im Ärztlichen Dienst der Krankenhäuser geben soll. Durch die Finanzierungslücke wird kurz-bis mittelfristig die Patientenversorgung in NRW gefährdet, immer längere Wartezeiten für Patienten sind dann nicht mehr auszuschließen.
Die Krankenhäuser in Hamm bieten nahezu die gesamte Palette der heute möglichen medizinischen und pflegerischen Versorgung an. Kein Patient muss die Stadt – außer in Fällen von Organtransplantationen – verlassen, um sich in anderen Einrichtungen behandeln zu lassen“, wirbt Manfred Witkowski, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, für den Gesundheitsstandort Hamm. „Wenn alle Patienten in Hamm blieben und weiterhin die Zahl der Patienten aus der Region stabil bleibt, werden die derzeit vorhandenen Strukturen weitgehend auch zukünftig dringend gebraucht“, sind sich die Beteiligten sicher. 
Im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten Laurenz Meyer, Jörg van Essen, Rolf Stöckel und Hubert Hüppe sowie mit den Landtagsabgeordneten Oskar Burkert, Wolfram Kuschke und Rainer Schmeltzer ging es hauptsächlich um die finanziellen Auswirkungen der anstehenden Reformen auf Bundes-und Landesebene. Doch auch auf die lokalen Strukturen könnte die Gesundheitsreform Einfluss nehmen.
„Unser Ziel war es, die Politiker auf die Folgen ihrer Planungen und Entscheidungen aufmerksam zu machen“, beschreibt Christiane Niehues, Klinikdirektorin des Malteser Krankenhauses St. Josef den Anlass für das Treffen der Krankenhaus-Manager mit den Politikern vor Ort.
Einig sei man im Bestreben, die Zahl der Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft der Stadt zu erhalten. „Wir brauchen unter den Krankenhäusern der Stadt Hamm  abgestimmte Problemlösungen", fordert Dr. Nikolaus Dlugos vom St. Marien-Hospital Hamm.
„Noch können und wollen wir nicht über konkrete Schritte sprechen, denn die Gesundheitsreform ist ja noch nicht verabschiedet und wesentliche Details sind anscheinend zwischen den Parteien noch nicht endgültig ausgehandelt“, sagt Dr. Nikolaus Dlugos. „Den Politikern haben wir unsere großen Bedenken hinsichtlich der uns bislang bekannten einschneidenden Maßnahmen im Rahmen der Gesundheitsreform mit auf den Weg gegeben“, begrüßt Harald Wohlfahrt von der Klinik für Manuelle Therapie den jetzt wieder begonnenen Dialog mit der Politik. 
Wilhelm Hinkelmann, Geschäftsführer der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen erinnerte die Landespolitiker daran, dass sie im Rahmen des Sicherstellungsauftrages die Verantwortung für eine strukturierte Krankenhausplanung haben und forderte sie auf, unverzüglich ein Konzept, welches den Namen „Krankenhausplanung“ verdient, zu erarbeiten, um einen ruinösen Wettbewerb unter den Krankenhäusern in NRW zu vermeiden.

Die Teilnehmer von links nach rechts:
Wilhelm Hinkelmann, St. Barbara-Klinik Hamm-Hessen
Hubert Hüppe, CDU/CSU-MdB
Dr. Nikolaus Dlugos, St. Marien-Hospital Hamm
Manfred Witkowski, Evangelisches Krankenhaus Hamm
Christiane Niehues, Malteser-Krankenhaus St. Josef
Laurenz Meyer, CDU/CSU-MdB
Jörg van Essen, FDP-MdB
Jörg Stöckel, SPD-MdB
Wolfram Kuschke, SPD-MdL
Rainer Schmeltzer, SPD-MdL
Oskar Burkert, CDU-MdL
Harald Wohlfarth, Klinik für Manuelle Therapie