Donnerstag, 16.04.2015

Bluthochdruck im Fokus - Rund 100 Teilnehmer informierten sich im Kleist-Forum

Wie beeinflusst das Wetter den Bluthochdruck? Warum heißt das Krankheitsbild auch „stiller Killer“? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen Schlafstörungen auf Hypertonie?

PD Dr. Jan Börgel, Dr. Thomas Pladeck und Dr. Hans Pfleiderer (v.l.n.r.) informierten aus verschiedenen Perspektiven über das Thema Bluthochdruck.

Rund 100 Zuhörer informierten sich am vergangenen Dienstag im Rahmen eines Patientendienstages XL über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Bluthochdruck, zu dem die St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen in das Heinrich-von-Kleist-Forum eingeladen hatte.

Schätzungsweise 20 Millionen Einwohner in Deutschland leiden unter Bluthochdruck und seinen Folgen. Sowohl bei der Suche nach den Ursachen als auch bei Wahl der richtigen Behandlungsform ist eine umfassende Expertise unterschiedlicher medizinischer Fachbereiche gefragt. In der St. Barbara-Klinik arbeitet die Abteilung für Innere Medizin mit dem Department für Pneumologie, Schlafmedizin und Infektiologie eng mit der Abteilung für Nieren- und Hochdruckkrankheiten (Nephrologie) zusammen und stellt mit dem Hochdrucklabor in Ergänzung des Hypertoniezentrums ein überregional einzigartiges Behandlungskonzept. In ihren Vorträgen informierten Privat-Dozent Dr. Jan Börgel (Chefarzt Innere Medizin), Departmentsleiter Dr. Thomas Pladeck und der Chefarzt der Abteilung für Nephrologie, Dr. Hans Pfleiderer, aus unterschiedlichen Blickwinkeln über das Krankheitsbild.

Börgel berichtete über eine neue Studie aus seinem wissenschaftlichen Team, in der in Kooperation mit dem deutschen Wetterdienst der Einfluss des Klimas auf die Entstehung von Hochdrucknotfällen untersucht worden ist, und eine Wechselwirkung zwischen „versteckten“ Funktionsstörungen der Nebenniere und Temperaturschwankungen nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus erläuterte Börgel Untersuchungsstandards und die interdisziplinäre Verzahnung im Hochdrucklabor, die unter anderem der sorgfältigen Vorbereitung der neuen nicht-medikamentösen Verfahren diene, die seit einiger Zeit in der St. Barbara-Klinik angewendet werden. So könne beispielsweise durch einen sogenannten Barorezeptor-Schrittmacher der körpereigene Blutdruckregulator im Bereich der Halsschlagader stimuliert werden, was dann zu einer Blutdrucksenkung führe.

Wieso Bluthochdruck im weiteren Krankheitsverlauf eine Gefahr für die Nierenfunktion darstellt und mittlerweile zweithäufigste Ursache für eine Dialysebehandlung ist, erklärte Pfleiderer. In seinem Vortrag stand darüber hinaus auch die Niere als Krankheitsauslöser im Mittelpunkt: „Dieses Organ funktioniert praktisch wie ein Thermostat und wirkt durch Hormonausschüttungen Blutdruckabfällen entgegen. Ist dieser Mechanismus defekt, wie beispielsweise durch akute oder chronische Nierenerkrankungen, dann wird sie selbst zum Verursacher eines Hochdruckes.“

Dass selbst im Schlafverhalten Ursachen für Bluthochdruck liegen können, erfuhren die Zuhörer im Vortrag von Pladeck. Nächtliche Blutdruckerhöhungen findet man sehr häufig bei Menschen mit gravierenden Durchschlafstörungen, die mit einer verminderten Schlafqualität und mit entsprechender Müdigkeit am Tag einhergehen. Eine der häufigsten Gründe für ein Schlafqualitätsdefizit sind nächtliche Atemstörungen in Kombination mit Schnarchgeräuschen. „Insbesondere hierdurch kommt es zu einer gesteigerten Blutdruckvariabilität in der Nacht, die dazu führt, dass auch das Blutdruckniveau am Tag ansteigt.“ erläutert der Schlafmediziner und Pneumologe Pladeck.

Im Anschluss an die Vorträge bot sich ausreichend Zeit für Gespräche, bei denen die drei Fachexperten auf individuelle Fragestellungen eingingen.